Ministranten

Ministranten

Die Ministranten sind die wichtigsten Mitarbeiter des Pfarrers bei allen liturgischen Feiern. Sie sind überall mit dabei: bei Taufen, Hochzeiten, Beerdigungen, bei Meßfeiern und Andachten, beim Sternsingen, bei Ausflügen und Pfarrfesten, usw.

Ministrant sein war über Jahrhunderte ein außerordentlich großer Ehrendienst, und er ist es bis heute geblieben.

In der Regel beginnt das “Ministrantenleben” nach der Erstkommunion und dauert bis zum Schulabschluß – gerne auch darüber hinaus. Auch mit 20 Jahren kann man noch Ministrant sein.

Mehr als 40 Ministranten üben in den einzelnen Ortschaften unserer Pfarrei ihren Dienst aus: zur Ehre Gottes und zur Freude der Pfarrgemeinde. Vor allem bei den großen kirchlichen Festen haben sie Hochkonjunktur. Aber auch z.b. beim Sternsingen engagieren sie sich.

Die Ministranten haben ihren eigenen Schutzpatron: der hl. Tarcisius war ein 12jähriger Bub im Alten Rom.

Tarcisius

Nero

Im Jahr 64 n. Chr. herrschte der Kaiser Nero in Rom, ein größenwahnsinniger Imperator. Nachdem er sich eine riesengroße Statue hatte anfertigen lassen, kam er nun auf die Idee, für sich ein Haus ganz aus Gold bauen zu lassen, die Domus Aurea. Mitten im Zentrum der Stadt sollte es stehen. Nur: da standen schon viele Wohnhäuser – das ganze Gebiet war verbaut. Kaiser Nero hatte eine Idee: wenn er die Wohnhäuser anzünden lässt, dann wäre Platz für sein Goldenes Haus.

Ein perfider Auftrag

Eines Nachts schickte Kaiser Nero die Soldaten los. Ihr geheimer Auftrag: Zündet die Häuser im Zentrum an und erzählt den Menschen, die Christen hätten das Feuer gelegt. In dieser Nacht herrschte in Rom große Aufregung. Häuser brannten, Menschen flohen und verloren ihre Wohnungen. Und schuld daran waren die Christen – so sagten es die Soldaten.

Es gab damals noch nicht viele Christen in Rom. Die wussten nicht, was gerade geschah, dass der Kaiser das Feuer legen ließ, und dass sie nun von den Römern gehaßt wurden. Sie konnten sich nicht mehr öffentlich sehen lassen. Ihre Gottesdienste feierten sie sowieso nicht in Kirchen, sondern im Wohnzimmer einiger wohlhabender Christen. Nero befahl: Wenn jemand einen Christen kennt, dann soll er ihn mir melden. So landeten viele Christen im Gefängnis.

Die Messfeier im Versteck

Etwas außerhalb der Stadt Rom hat Festus mit den Christen die hl. Messe gefeiert. Er ist Priester und gibt gerade den Segen. Einige Hostien liegen noch auf dem Altar. Sie sollen zu den Christen ins Gefängnis und zu den Kranken gebracht werden. Es war nicht ungefährlich. Wer könnte diese Aufgabe übernehmen?

Festus ruft ein paar der größeren Buben nach vorne. Einer von ihnen heißt Tarcisius. Er ist zwölf Jahre alt. Er hat ein gutes Herz, auch wenn sein Kopf voller Streiche steckt. Er und seine Familie sind Christen. Festus blickt ihn an und sagt: “Hier, Tarcisius, in das Tuch habe ich den Leib Christi eingewickelt. Trag ihn sorgfältig unter deinem Umhang und bringe ihn unseren Brüdern. Geh zur dritten Straße. Im ersten Haus warten Maximus und Thekla auf dich. Übergib ihnen das Tuch. Die Kranken warten schon lange darauf. Christus soll sie stärken. Übermittle auch unsere Grüße. Und nun geh. Jesus begleitet dich!”

Tarcisius beim Circus Maximus

Tarcisius ist glücklich. Er hat den Leib Christi schon öfters zu den Kranken bringen dürfen. Er nimmt das kleine Tuchbündel an sich und macht sich auf den Weg. Er kommt am Circus Maximus vorbei. Es herrscht noch Betrieb. Da kommen zwei Buben auf Tarcisius zu: “Komm, wir brauchen einen dritten, sonst können wir nicht würfeln.” Tarcisius kennt sie, er hat schon oft mit ihnen gespielt. “Nein, heute nicht. Ein andermal wieder. Ich muss weiter, ich werde erwartet”, erwidert Tarcisius. Rufus, einer der beiden kommt auf Tarcisius zu: “Sei kein Spielverderber. Die warten schon…”

Tarcisius sagt Nein

Tarcisius bleibt nicht stehen. Kurz, aber bestimmt antwortet er: “Nein, heute nicht. Ich wünsche euch einen schönen Abend.” Rufus packt ihn am Arm: “Du Feigling! Und überhaupt, was hast du eigentlich unter deinem Umhang? Das ist bestimmt etwas Kostbares, wenn du es so eilig hast. Lass mal sehen.” “Nein”, sagt Tarcisius, “ich habe nur ein paar Stücke Brot dabei. Lasst mich in Ruhe.” Doch die beiden reißen Tarcisius den Umhang von den Schultern. Mit der Hand umklammert er das Tuch mit dem Brot. Die anderen lachen. “Wir werden dir schon zeigen, was mit Spielverderbern passiert.” Sie schlagen Tarcisius und werfen mit Steinen auf ihn. Tarcisius fällt. Er liegt am Boden und blutet. Er bewegt sich nicht mehr.

Ein Soldat hat die Szene beobachtet. Er läuft zu Tarcisius herüber und vertreibt die Buben, aber für Tarcisius kommt jede Hilfe zu spät. Er ist tot. Der Soldat kennt Tarcisius. Niemand weiß es, aber er ist auch Christ und hat Tarcisius schon bei manchen Gottesdiensten gesehen. Er bringt den toten Jungen zu seinen Eltern und zu Festus. Tarcisius wird in der Kallixtus-Katakombe bestattet. Sein Gedenktag ist der 15. August.

Statue des hl. Tarcisius bei den Callixtus-Katakomben in Rom. Die Statue wurde im Jahr 2010 anlässlich der Internationalen Ministrantenwallfahrt des CIM dort aufgestellt.

Später setzt Papst Damasus Tarcisius ein Denkmal in Form dieses Epigramms:

Par meritum, quicumque legis, cognosce duorum, quis Damasus rector titulos post praemia reddit.

Der du das liest, erkenne das gleiche Verdienst der beiden, denen Bischof Damasus nach dem (im Himmel erhaltenen) Lohn die Inschrift setzt.

Iudaicus populus Stephanum meliora monentem perculerat saxis, tulerat qui ex hoste tropaeum, martyrium primus rapuit leuita fidelis.

Das jüdische Volk hatte Stephanus, weil er sie zum Besseren mahnte, mit Steinen erschlagen. Der dem Feind die Trophäe genommen hat, hat als erster gläubiger Levit das Martyrium erduldet.

Tarsicium sanctum Christi sacramenta gerentem cum male sana manus premeret uulgare profanis, ipse animam potius uoluit dimittere caesus prodere quam canibus rabidis caelestia membra.

Den heiligen Tarsicius, der die Sakramente Christi bei sich hatte, zwang eine böse Rotte, den Unheiligen (sein Geheimnis) preiszugeben. Der aber wollte lieber sein Leben hergeben und erschlagen werden als den wütenden Hunden den himmlischen Leib verraten.