Die Kirche feiert heute 40 Tage nach Weihnachten am 2. Februar das Fest Mariä Lichtmess. Schon um das Jahr 450 nach Christus ist dieses Fest bezeugt. Man beging es mit einer großen Lichterprozession bei der Auferstehungskirche in Jerusalem. In dieser Frühzeit der Kirche nannte man das Fest auch „Fest der Begegnung“. „Leben ist Begegnung“, sagt der jüdische Philosoph Martin Buber. Von einer besonders bewegenden Begegnung erzählt das Evangelium vom Lichtmesstag. Da bringen Maria und Josef das Christkind in den Tempel, um es Gott zu weihen. Dabei begegnen sie zwei jung gebliebenen alten Menschen, Simeon und Hanna. Sie gehören zum gläubigen Rest des alten Israel, der noch mit Sehnsucht das Kommen des Messias erwartete. Spontan im heiligen Geist erkennen beide, dass das Kind der lang erwartete Retter ist. Sie erkennen, dieses Kind wird ein großes Licht für die ganze Menschheit werden. In ihm kommt Gott selbst zur Welt. Was für bewegende Begegnung! Was für eine Freude! Ist diese Szene im Tempel nicht ähnlich, wenn heutzutage junge Paare Eltern werden? Wenn dann ihr Kind oft mit großer Spannung und Freude erwartet wird. Besonders bewegend kann dann die erste Begegnung des Neugeborenen mit seinen Großeltern sein. Wenn sie das Kind zum 1. Mal in den Arm nehmen dürfen, dann huscht schnell ein Lächeln über ihr Gesicht. Dann leuchten ihre Augen, weil sie im Neugeborenen eine neue Zukunft für ihre Familie sehen. Ist nicht jedes Kind ein solcher Zukunfts- und Hoffnungsträger? Ein solcher ist vor allem Jesus, der neugeborene Messias. Er ist sogar ein „Licht, das alle Welt erleuchtet“. So besingt ihn die Lichtmess-Liturgie. Bräuchten wir nicht gerade heutzutage wieder einen solchen Licht- und Hoffnungsträger? Einen Friedensbringer in finsteren und dunklen Zeiten? Einen, der Mut macht, wenigstens in kleinen Schritten aufeinander zu zugehen. Der Mut macht, kriegerisches Handeln zu beenden. Denn Lichtmess und Weihnachten sagen uns: Frieden ist möglich im Kleinen wie im Großen, wenn Habgier, Hass und Hetze aufhören und Menschen einander mit Respekt und Vertrauen begegnen. Wenn ein neues Denken einsetzt und wenn man sich orientiert an Christus, dem Friedensbringer, dem Herrn und Retter der Welt.
Pfr. Richard Distler