Gewalt, Hass und Krieg, davon ist derzeit allzu oft in den Nachrichten die Rede: Im Nahen Osten, in der Ukraine, in einigen Ländern Afrikas, aber auch bei manchen Attacken bei uns in Europa: Ein Gesicht des Todes und nicht des Lebens. Allerheiligen aber zeigt uns eine Gegenwelt, es ist das Gesicht des Lebens. Unser Leben ist zwar vom Tod bedroht. Wenn Angehörige, Freunde und Bekannte mitten aus dem Leben gerissen werden. Und was dann, wenn wir selber sterben müssen? Besonders deutlich wird diese Frage, wenn wir an Allerheiligen und Allerseelen auf den Friedhof gehen. Aber zeigt uns nicht gerade das Allerheiligenfest das Gesicht des Lebens? Es öffnet uns den Blick für das Leben danach, für das ewige Leben bei Gott, für das Leben der Heiligen. Deshalb nennt man dieses Fest auch gerne ein österliches Fest. „Denn heute schauen wir“, so heißt es in der Festmesse, „deine heilige Stadt, unsere Heimat, das himmlische Jerusalem“. Da öffnet sich unser Blick in die Welt der Heiligen. Die Kirche nennt sie die Freunde Gottes, aber auch unsere Fürbitter, Brüder und Schwestern. Das Allerheiligenfest hat seine Wurzeln im Orient des 4. Jahrhunderts. Nach fast 300 – jähriger Verfolgungszeit gedachte die Kirche zunächst aller heiligen Märtyrer. Doch im Jahr 732 ließ Papst Gregor III. in der Peterskirche eine Kapelle zum Gedächtnis aller Heiligen erbauen, die nicht Märtyrer waren. Allerheiligen ist wie ein großes Erntedankfest. Da dankt die Kirche Gott für die Früchte des Glaubens, die uns durch die Heiligen geschenkt werden. Sie haben oft selber Hass und Gewalt erfahren. Aber sie sind selber zu einem Zeichen geworden, dass Hass, Gewalt und Krieg nicht das Letzte sind und dass das Leben nicht im Tod endet. Wenn es auch schon im 2. Jahrhundert ein „Gedächtnis aller verstorbenen Seelen“ gab, so gilt das Jahr 998 als das Geburtsjahr für den Allerseelentag. Damals ordnete Abt Odilo von Cluny für seine Klöster ein festliches Totengedenken an. Das II. Vatikanische Konzil hat dann Allerheiligen und Allerseelen noch enger miteinander verbunden. Es hat vor allem die österliche Hoffnung betont, die uns allen verheißen ist, wenn wir sterben. Diese Hoffnung kommt zum Ausdruck, wenn wir in diesen Tagen die Gräber unserer Lieben mit Blumen schmücken und Allerseelen-Lichter entzünden und wenn die Gräber gesegnet werden. Dann tun wir kund: Unsere Toten sind nicht tot. Sie gehen ihrer eigentlichen Sehnsucht entgegen, der ewigen Gemeinschaft mit dem auferstandenen Christus.
Pfr. Richard Distler