Immer noch sind viele Städte und Dörfer stolz auf ihre Kirchen und Gotteshäuser. Sieht man ihre Türme, die über die Dächer ragen, dann weiß jeder, wo er zu Hause ist. Gotteshäuser geben Orientierung im Grau des Alltags. „Kirchweih und Kirwa“ wird derzeit überall gefeiert, oft in bayerischer Tracht und mit Tanz um den Baum. Aber wissen wir eigentlich noch, was geweihte Gotteshäuser sind? Sie laden ein zum Gebet und zur Ruhe. Sie laden zur Feier des Sonntags und der Festtage, wenn der vertraute Klang der Glocken ans Ohr dringt.
Derzeit aber besteht die Sorge, wer wird künftig unsere Kirchen erhalten, wenn die Besucher weniger werden? Muss man sie dann für andere Zwecke umwidmen oder gar abreißen? Stellen wir uns vor, ein Dorf oder eine Stadt ohne Kirchen und Kirchtürme? Fehlt da nicht die Mitte, das Herz. Das Göttliche, das Heilige, der Ewige? Mag sein, dass Sie jetzt dagegenhalten: Hat nicht Jesus bei der Tempelreinigung die Führer seiner Zeit aufgefordert: „Reißt diesen Tempel nieder und in 3 Tagen werde ich ihn wieder aufbauen?“ Aber was meinte er damit? Gewiss nicht die Einladung, Kirchen abzureißen. Jesus meint mit diesem radikalen Wort „Er möchte den Tempel seines Leibes aufbauen“. Also alle seine Jünger und Freunde sollten in der Gemeinschaft mit dem Leib Christi lebendige Kirche werden. Genau eine solche Gemeinschaft wollte er mit seiner Passion und mit seiner Auferstehung am 3. Tag errichten. Kirche also, ein Haus aus lebendigen Gläubigen, ein Haus aus „lebendigen Steinen“.
Aber braucht es da nicht auch heilige Orte und Gotteshäuser, wo sich das Volk Gottes versammelt? Geweihte Orte zum Lobpreis Gottes, wo alle beten, singen und feiern können? Orte, die dem Zugriff des Weltlich-Profanen entzogen sind und allein der mystischen Gabe und Begabung des Menschen dienen? Ich denke, je mehr wir wieder verstehen, was Kirche eigentlich ist und wozu unsere Gotteshäuser da sind, umso voller werden sie. Umso größer wird die Freude am Glauben und am Gottesdienst. Von dieser Freude kündet bereits der Psalm 122 aus dem Alten Testament: „Wie freute ich mich, als man mir sagte, zum Haus des Herrn wollen wir pilgern!“
