Pfarrpatron

Biografie

Martin von Ungarn

Der Sohn eines römischen Tribuns wurde um 316/317 in Sabaria, an der alten Bernsteinstraße, heute Steinamanger (Szombathely, Ungarn, nahe der österreichischen Grenze) geboren. Kurze Zeit später wurde der Vater als Militärtribun nach Oberitalien versetzt. In Pavia verbrachte Martin seine Kindheit und Jugendzeit. Dort kam er mit dem Christentum in Berührung.

Im Alter von zehn Jahren nahm ihn der Bischof in die Gruppe der Taufbewerber auf. Da für die Söhne von Berufssoldaten der Militärdienst Pflicht war, trat Martin in das römische Heer ein. Er diente in der berittenen kaiserlichen Leibgarde, erst in Mailand, dann in Gallien. Gleichzeitig bereitete er sich auf seine Taufe vor.

In Gallien hatte Martin den Bischof von Poitiers, Hilarius, kennen gelernt. Er wurde sein Freund und Begleiter – und er taufte Martin im Jahre 351. Als Martin erkannte, dass sich Kriegsdienst und Christentum nicht vertragen, bat er um die Entlassung aus dem Heer. Die Quellen sind sich uneins, ob ihm diese Bitte gleich gewährt wurde oder ob der Kaiser auf das Ableisten der vollen Dienstzeit bestand. Da Kaiser Julian nicht umsonst den Beinamen Apostata (der Abtrünnige, bezogen auf das sich ausbreitende Christentum) bekommen hat, ist zweiteres wahrscheinlich.

Nach seiner Entlassung wurde er Schüler bei Bischof Hilarius, der ihn schließlich auch zum Priester weihte. Von tiefem Glauben erfüllt, kehrte er nach Pannonien zurück; dort wollte er missionieren und taufte als erste seine Mutter. Sein Unternehmen war allerdings nicht sehr erfolgreich: in seiner Heimat hatte sich der arianische Irrglaube ausgebreitet. Man wollte Martin nicht hören und verfolgte ihn. So zog sich Martin auf die Insel Gallinaria bei Genua zurück.

Auch Hilarius hatte unter den Arianern zu leiden und musste ins Exil. Nach seiner Rückkehr rief er Martin zu sich nach Frankreich, wo er nahe Poitiers, in Ligugé, ein Kloster gründete, aus der später das erste Kloster Frankreichs entstand. Er war vielen Menschen Ratgeber und Nothelfer.

Das Bild zeigt zwei wichtige Szenen
aus dem Leben des hl. Martin:
die Taufe Martins (rechts)
und seine Weihe zum Priester.

Deckengemälde im östlichen Teil unserer Pfarrkirche

Martin wird Bischof

Martin war vielen Menschen Ratgeber und Nothelfer und hatte sich überall einen Namen gemacht.
371 starb in Tours Bischof Lidorius. Das Volk hatte sich schnell einen Nachfolger ausersehen: den Mönch Martin, der im gut 100 km entfernten Kloster in Ligugé lebte. Viele Bischöfe, wie auch Martin selbst, waren über die Wahl nicht sehr begeistert. Martin suchte sich zunächst dem Drängen der Bevölkerung zu entziehen. Doch die Bevölkerung setzte ihren Wunschkandidaten durch.

Am 4. Juli 372 wurde Martin zum Bischof geweiht.

Kloster Marmoutier heute

Martin war bescheiden, gerecht und demütig. Seine Bischofsresidenz blieb eine einfache Klosterzelle, er wollte nicht auf Besinnung und Askese verzichten. Die überlieferten Viten schildern einstimmig seine schlichte Lebensart: er putzte sich selber die Schuhe und als Kathedra bediente er sich eines einfachen Holzstuhls. Über der Loire legte er die Anfänge des späteren Klosters Marmoutier. Askese und kulturelles Engagement machten Marmoutier zu einem bedeutenden religiösen Zentrum, das die Klosterkultur über Jahrhunderte prägte.

Missionsreisen führten Martin durch sein ganzes Bistum und darüber hinaus. Er wollte die Getauften im Glauben stärken und den Nichtchristen Christus nahe bringen. Er war den Menschen Priester, Arzt und Nothelfer und bediente sich bisweilen auch unorthodoxer Methoden, um seinen Willen durchzusetzen und den Menschen zu Hilfe zu bringen. In einem Fall hat er – so die Legende – eine ganze Winternacht vor dem Burgtor gewacht, um einigen armen Sündern Leben und Freiheit zu erlangen. Ein anderes Mal stellte er sich gegen den Kaiser, verweigerte ihm gar die Reverenz und schlug dessen Einladung zum Festmahl aus. Schließlich ging er gegen die keltischen Heiligtümer vor und gab heidnischen Kulten, Bräuchen und Festen einen neuen, christlichen Sinn.

Im Jahr 384 kam Bischof Martin nach Trier, wo sich aktuell die kaiserliche Residenz befand. Martin wollte mit Kaiser Magnus Maximus sprechen und ein gutes Wort für den angeklagten Priscillian einlegen. Sein Ansehen war so stark, dass Martin erreichen konnte, dass der Prozess abgebrochen wurde.

Auf einer seiner Missionsreisen starb Bischof Martin am 8. November 397 im Alter von 81 Jahren in Candes. Die Bewohner von Candes wollten seinen Leichnam nicht hergeben. Mit einer List gelang es seinen Begleitern, den Leichnam im Schutz der Nacht nach Tours zu überführen.

Dort wurde er drei Tage später, am 11. November, unter großer Anteilnahme der Bevölkerung beigesetzt. Über seinem Grab errichtete sein Nachfolger eine Kapelle, die ein vielbesuchtes Pilgerziel und fränkisches Nationalheiligtum wurde.

Grab des hl. Martin in der Krypta der Basilique de St. Martin in Tours